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Von der Selbststän­digkeit in die Anstellung

Als ehemals Selbstständige zurück in den Job? Hier gibt es Tipps für Jobsuche und Bewerbung.

Porträt einer Frau in einer Schuhmanufaktur

Inhalt

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Das Wichtigste in Kürze

  • Nach einer Unternehmenskrise kann ein Job mit festem Einkommen eine gute Lösung sein.
  • Bewerben Sie sich digital. Schicken Sie Ihre Unterlagen als PDF.
  • Bitten Sie eine Person aus Ihrem Umfeld, die Bewerbung zu lesen und Fehler zu berichtigen.
  • Überlegen Sie sich vor dem Vorstellungsgespräch drei Fragen zum Unternehmen und drei Fähigkeiten, die Sie für den Job mitbringen, und an welchen Beispielen Sie das festmachen.
  • Recherchieren Sie, welche Gehaltsvorstellungen angemessen sind.
  • Diese Unterlagen benötigen Sie für Ihre Bewerbung (falls nicht anders vorgegeben):
    • Anschreiben
    • Lebenslauf (ggf. mit digitaler Unterschrift und Foto)
    • Zeugnisse und Referenzen

Zurück in den Job – so klappt's

Ein fester Job hat unbestritten Vorteile: Neben der sozialen Absicherung, festen Urlaubszeiten und einem regelmäßigen Gehalt kann er Ihnen auch eine sinnstiftende Aufgabe, die Gemeinschaft mit den Kolleg*innen und vielfältige Weiterbildungs- und Aufstiegschancen bieten. Sie können sich zudem – anders als in der Selbstständigkeit – auf eine Tätigkeit konzentrieren und müssen sich nicht auch noch mit Dingen wie Steuern, Buchhaltung oder Unternehmensführung beschäftigen. 
 

Es gibt also gute Gründe, in eine Festanstellung zu wechseln. Und da Fachkräfte fehlen, stehen Ihre Chancen als Rückkehrer*in nicht schlecht – auch dann, wenn Sie sich schon in der zweiten Lebenshälfte befinden. Allerdings sollten Sie Ihre Jobsuche gut vorbereiten und Geduld aufbringen.
 

Falls Sie ein Insolvenzverfahren durchlaufen, gehört es zu Ihren Pflichten, sich um ein festes Einkommen zu bemühen, von dem Sie leben und Ihre Schulden abtragen können. Dieses Einkommen können Sie über eine Festanstellung beziehen. Das ist aber nicht Ihre einzige Option. Sie können auch selbstständig bleiben, sofern Sie vom Insolvenzverwalter/von der Insolvenzverwalterin die Freigabe der Selbstständigkeit bekommen, was gar nicht so selten vorkommt.

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Traumjob finden

Nehmen Sie sich zunächst etwas Zeit, um sich klar zu werden, was Sie gerne machen würden und wo Sie Ihre Fähigkeiten sinnvoll einbringen könnten. 

Fragen Sie sich:

  • Was kann ich gut? Wofür werde ich von anderen geschätzt und gelobt?
  • Welche Tätigkeiten machen mir Spaß und fallen mir leicht?
  • Welche Werte sind mir wichtig? Was treibt mich an?
  • Was schließe ich für mich aus?
  • Wo möchte ich hin (auch räumlich: Haben Sie Lust auf einen Ortswechsel?)

Vielleicht geht es Ihnen wie vielen Selbstständigen, die nach einer Krise das Gespür für ihre eigenen Stärken verloren haben. Höchste Zeit, sich klarzumachen, was Sie in der Vergangenheit alles geleistet und gelernt haben: Sie können wahrscheinlich Ihre Zeit gut einteilen und sich selbst und andere motivieren. Sie haben außerdem gelernt, Angebote zu schreiben, Kosten zu kalkulieren, Verhandlungen zu führen und Kund*innen zu gewinnen. Sie haben sich in Themen wie Buchführung und Finanzplanung eingearbeitet. Und Sie haben wertvolle Kontakte geknüpft, von denen ein zukünftiger Arbeitgeber profitieren kann. Und nicht zuletzt haben Sie Tag für Tag bewiesen, dass Sie in der Lage sind, den Überblick über alles zu behalten.
 

Wenn Sie Ihre Fähigkeiten kennen, können Sie den nächsten Schritt gehen: herausfinden, wo Menschen mit genau diesen Fähigkeiten gebraucht werden. Das können Sie den aktuellen Stellenausschreibungen entnehmen, die heute fast ausschließlich online veröffentlicht werden. Besuchen Sie die einschlägigen Jobbörsen im Internet, wie Stepstone oder Monster oder die Website der Arbeitsagentur oder nutzen SIe die Metasuchmaschine Ideed . Auch kleinere Jobbörsen, die eine regionale oder fachspezifische Ausrichtung haben, können aufschlussreich sein. 

 

Ergänzend können Sie selbst Stellengesuche schalten, also Anzeigen veröffentlichen, über die Sie Ihre Arbeitskraft anbieten. Das geht am einfachsten online, etwa über die Jobbörse der Agentur für Arbeit oder eine andere Jobbörse. Aber auch eine klassische Annonce in einer Regional- oder Fachzeitschrift kann eine gute Möglichkeit für Sie sein. 
 

Seien Sie nicht zu kritisch beim Durchgehen der Stellenangebote. Sie müssen die Anforderungen nicht zu 100 Prozent erfüllen. Wenn Sie ein Unternehmen begeistert, lohnt es sich, die Bewerbungsunterlagen auch abzuschicken, wenn Sie nur einen Teil der gewünschten Qualifikationen mitbringen. Etwa 60 Prozent Übereinstimmung reichen aus. Eine erfahrene Personal- oder Führungskraft wird Ihr Potenzial erkennen, auch wenn Sie auf den ersten Blick nicht perfekt ins Suchraster fallen. Dabei ist allerdings zwischen zwingenden Anforderungen, die zu 100 Prozent zu erfüllen sind, und Wunschanforderungen zu unterscheiden. Zwingende Anforderungen sind häufig bestimmte Berufsabschlüsse, während es vor allem im Hinblick auf die Softskills (also die sozialen Fähigkeiten) meist Spielraum gibt. 
 

Gleichwohl können fehlende Qualifikationsnachweise für ehemalige Selbstständige ein Problem bei der Jobsuche werden. Viele haben sich über Jahre vorrangig ihrem Unternehmen oder ihrer Freiberuflichkeit gewidmet und keine formelle Weiterbildung durchlaufen. Falls Sie feststellen, dass Ihnen wichtige Qualifikationen fehlen, sollten Sie diese ggf. nachholen. Es gibt für nahezu jeden Bereich eine passende Umschulung oder Weiterbildungsmöglichkeit. Hilfreich kann in diesem Fall zudem ein Kompetenzprofil oder eine dritte Seite sein, die Sie Ihrer Bewerbung hinzufügen. Darin können Sie Ihrem Arbeitgeber Ihre Kenntnisse darlegen, auch wenn Sie keine formalen Zertifikate darüber haben.  

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Menschen, die nach einer Pleite ein neues Unternehmen gründen, erzielen ein höheres Einkommen als Erstgründer*innen.

Bewerben – wie geht das noch mal?

Vermutlich ist Ihre letzte Bewerbung schon eine Weile her. Dann sollten Sie sich auf den neuesten Stand bringen, denn in diesem Bereich hat sich einiges getan. 
 

Bewerbungsunterlagen auf Papier sind aus der Mode gekommen. Soweit Ihr Wunscharbeitgeber nichts anderes verlangt, bewerben Sie sich heute digital. Bei größeren Konzernen laufen die Bewerbungsverfahren häufig über standardisierte Online-Prozesse bzw. Online-Formulare. Im Kommen sind auch sogenannte One-Click-Bewerbungen, bei denen die Kanditat*innen lediglich ihr Xing- oder LinkedIn-Profil mit dem Arbeitgeber verlinken, um sich zu bewerben. In den meisten Fällen jedoch schicken Sie Ihre Bewerbungsunterlagen einfach per E-Mail statt mit der Post. 
 

Wenn Sie den Namen der richtigen Ansprechperson im Unternehmen nicht kennen und auch nicht über einen kurzen Anruf herausfinden können, schreiben Sie „Sehr geehrte Damen und Herren,“ an den Anfang Ihrer E-Mail und in das Anschreiben. Das ist ein hinnehmbarer Kompromiss, um den Eindruck zu vermeiden, dass Sie eine Massen-E-Mail verfasst haben. Aber natürlich sollte v. a. der Text selbst diesen Eindruck nicht erwecken. Auf jeden Fall sollten Sie darauf achten, dass Sie zumindest den Firmennamen und die Anschrift richtig recherchiert haben. 
 

Das sollten Sie sonst noch beachten: 

  • Verschicken Sie keine Word-Dokumente. Wandeln Sie alle Unterlagen in PDF-Dateien um. Sie werden auf allen Geräten identisch angezeigt und lassen sich nachträglich nicht verändern. Word & Co wirken dagegen unprofessionell.
  • Lebenslauf und alle Anlagen (Zeugnisse, Referenzen etc.) sollten zu einer Datei zusammengefasst werden. So geht nichts verloren und Ihre Anprechperson muss sich nicht durch ein Anlagenbündel kämpfen. Außerdem bietet es sich an, diese PDF-Datei zu komprimieren (z.B. ins ZIP-Format), sodass der E-Mail-Anhang nicht größer als drei MB ist.
  • Geben Sie jeder Datei einen aussagekräftigen Titel, der Ihren Nachnamen enthält. Sonst wird es schwierig für die Recruiter*innen, die Übersicht zu behalten. 
  • Das Anschreiben gehört nicht in die E-Mail, sondern wird ebenfalls als PDF beigefügt. Die E-Mail dient lediglich als „Transportmittel“ und sollte sehr kurz sein.
  • Den Lebenslauf versehen Sie mit einer digitalen Unterschrift. Das ist zwar kein Muss, wird aber immer noch als Symbol dafür betrachtet, dass Sie hinter den Angaben stehen.


Wenn Sie viele Jahre selbstständig waren, können Sie natürlich kein aktuelles Arbeitszeugnis mitschicken. Stattdessen können Sie ehemalige Auftraggeber*innen oder Geschäftspartner*innen, die Ihnen wohlgesonnen sind, um eine Beurteilung bitten und diese Ihrer Bewerbung hinzufügen. Auch Referenzen aus Ehrenämtern können hilfreich sein. Es ist sinnvoll, dabei jeweils eine Telefonnummer anzugeben, damit Ihr neuer Arbeitgeber diese überprüfen kann. 
 

Bevor Sie auf „Senden“ klicken, bitten Sie unbedingt jemanden aus Ihrem Umfeld, die E-Mail, das Anschreiben und den Lebenslauf gründlich durchzulesen. Häufig ist man blind für die eigenen Schreibfehler. Fehlerhafte Grammatik oder gar ein falsch geschriebener Name in der Bewerbung werden als Zeichen gewertet, dass Sie sich keine Mühe gegeben haben. Ein No-Go, das Sie als Empfänger*in wahrscheinlich auch selbst als solches empfinden würden, oder?
 

Solo-Selbstständige und Kleinunternehmer*innen aus Hamburg können sich von den InStart-Berater*innen bei der Zusammenstellung ihrer Bewerbungsunterlagen helfen lassen – kostenlos und vertraulich. Rufen Sie uns an oder vereinbaren Sie einen Termin. 

Im KriseChance-Podcast spricht Karriere- und InStart-Beraterin Karin von Ahn darüber, wie sie ihre Klient*innen in der Beratung unterstützt. Außerdem ist sie positiv gestimmt, was den Wechsel aus der Selbstständigkeit in ein Angestelltenverhältnis angeht. Auch mit 55 Jahren und ohne Arbeitszeugnisse kann das gelingen! Hören Sie rein!  

Das Anschreiben


Anders als früher gehört ein Anschreiben heute nicht mehr zwingend zu einer Bewerbung dazu. Einige Arbeitgeber verzichten bewusst darauf. Allerdings bietet es eine gute Möglichkeit, die harten Fakten im Lebenslauf durch persönliche Erläuterungen zu ergänzen, Ihre Motivation zu verdeutlichen und dem Ganzen eine menschliche Note zu geben.
 

  • Achten Sie darauf, keine bloßen Behauptungen aufzustellen, sondern anhand von Taten zu belegen, dass Sie bestimmte Eigenschaften oder Fähigkeiten mitbringen. Wann haben Sie besonderes Verantwortungsbewusstsein bewiesen? In welcher Situation hat sich Ihre Belastbarkeit gezeigt? Welche Erfahrungen belegen Ihre Teamfähigkeit?
  • Als ehemals Selbstständige*r können (und sollten) Sie im Anschreiben erläutern, warum Sie wieder in eine Festanstellung zurück möchten. Formulieren Sie dabei stets positiv. Betonen Sie zum Beispiel, dass Sie sich wieder mehr auf Ihre Expertise oder einen Arbeitsbereich, der Sie schon seit einiger Zeit brennend interessiert, konzentrieren möchten.
  • Formulieren Sie nicht, warum Sie „weg von etwas“ kommen möchten (also zum Beispiel weg von Ihrer Selbstständigkeit), sondern betonen Sie, warum es Sie „hin zu etwas“ zieht, nämlich zu der neuen Stelle.
  • Es sollte keinesfalls der Eindruck entstehen, dass der Job, um den Sie sich bewerben, nur eine Notlösung ist. Betonen Sie, welche besonderen Fähigkeiten Sie aus Ihrer bisherigen Laufbahn mitbringen: Tatkraft, unternehmerisches Denken und Kreativität sind Eigenschaften, die Sie in der Selbstständigkeit bewiesen haben und die allgemein in der Arbeitswelt gefragt sind.
  • Stapeln Sie lieber zu tief als zu hoch. Wenn Sie sich als erfolgreicher Super-Entrepreneur („Geschäftsführer eines mittelständischen Unternehmens“) präsentieren, wird man sich zu Recht fragen, warum Sie sich dann auf einen Job als Sachbearbeiter bewerben. Mit Formulierungen wie „Inhaber eines Kleinunternehmens mit zwei Beschäftigten“ zeigen Sie Ihrem Gegenüber, dass Sie aufrichtig sind und nicht zu blenden versuchen.
  • Das Anschreiben sollte persönlich formuliert und an die jeweilige Firma angepasst sein. Vorlagen, die Sie im Internet finden, können allenfalls zur Orientierung dienen. Es sollte den Lebenslauf sinnvoll ergänzen und nicht einfach wiederholen, was dort schon steht.
  • Auf Floskeln („Wie Sie meinem Lebenslauf entnehmen können …“) sollten Sie lieber verzichten. Niemand hat Lust, so etwas zu lesen. Nutzen Sie das Anschreiben lieber, um Ihre Begeisterung für den Job zum Ausdruck zu bringen und zu erläutern, warum Sie dafür die geeignete Person sind.
  • Manchmal wird in der Stellenausschreibung gefordert, schon in der Bewerbung einen konkreten Gehaltswunsch anzugeben. Dann sollten Sie in Ihrem Anschreiben benennen, wie hoch das Jahresbruttoeinkommen ist, das Sie sich vorstellen (wobei Sie von vornherein etwa zehn Prozent als Verhandlungsmasse aufschlagen sollten). Mit dieser Frage versuchen Arbeitgeber übrigens herauszufinden, ob Sie den Markt kennen und sich mit einem angemessenen Selbstwertgefühl darin verorten. Eine niedrige Forderung ist also nicht automatisch hilfreich – und eine zu hohe Forderung bedeutet keineswegs das Aus für Ihre Bewerbung.

Das Herzstück der Bewerbung: Der Lebenslauf


Drei von vier Personalverantwortlichen schauen sich zuerst – oder sogar ausschließlich – den Lebenslauf an und treffen auf dieser Grundlage eine Vorauswahl. Er ist also das Herzstück Ihrer Bewerbung und wichtiger als das Anschreiben. 


In Ihren Lebenslauf gehören alle wichtigen Stationen Ihrer beruflichen Laufbahn. Sie dürfen dabei diejenigen Tätigkeiten ausführlicher beschreiben, die für die fragliche Stelle besonders bedeutsam sind. Wenn Sie sich nicht gerade als Führungskraft bewerben, sollten Sie zum Beispiel den Anteil der Projektarbeit hervorstellen, den Sie in Ihrer Selbstständigkeit geleistet haben. 


Erzählen Sie Ihr Leben rückwärts. Starten Sie mit der Gegenwart und arbeiten Sie sich von da aus immer weiter zurück. 


Folgende Gliederung hat sich für den Lebenslauf bewährt:

  • Persönliche Angaben und Kontaktdaten (Name, Geburtsdatum, Anschrift etc.)
  • Berufserfahrung (bei der letzten Station beginnend)
  • Ausbildung (beim letzten Abschluss beginnend)
  • Zusatzqualifikationen/Kenntnis­se (z. B. Sprachkenntnisse, Führerschein, Weiterbildungen, Computerkenntnisse etc.)


Soziale Kompetenzen spielen im Arbeitsleben eine immer größere Rolle. Sie können über Ehrenämter oder Hobbys im Lebenslauf zum Ausdruck gebracht werden. 


Ein Foto im Lebenslauf ist heutzutage kein Muss mehr. Bei internationalen Unternehmen ist es mitunter sogar verpönt. Bei kleineren Betrieben wird es hingegen häufig noch erwartet und ist eine Chance für einen positiven ersten Eindruck. Informieren sich nach den Vorstellungen Ihres Wunscharbeitgebers. Wenn Sie ein Foto mitschicken, sollte es sich selbstredend nicht um einen Urlaubsschnappschuss, sondern um ein professionelles Bewerbungsfoto handeln. 


Denken Sie daran, dass vor allem in größeren Betrieben oftmals digitale Tools zum Einsatz kommen, die die Bewerbungen nach bestimmten Schlagwörtern vorsortieren. Diese sollten daher unbedingt in Ihrem Lebenslauf vorkommen. Lesen Sie die Stellenausschreibung aufmerksam durch und greifen Sie die wichtigsten Begriffe auf. 


Vergessen Sie auf keinen Fall, Ihre Kontaktdaten auf dem Lebenslauf zu vermerken. Falls Sie ein Profil bei einem Karrierenetzwerk wie Xing oder LinkedIn haben, können Sie gerne einen entsprechenden Link auf Ihrem Lebenslauf unterbringen. So machen Sie es den Empfänger*innen Ihrer Bewerbungsunterlagen leicht, sich näher über Sie zu informieren, und Sie hinterlassen einen professionellen Eindruck. Ein weiterer Vorteil von Profilen auf Netzwerken ist, dass Personaler*innen dort auf Sie aufmerksam werden und Ihren Lebenslauf direkt einsehen können. Halten Sie Ihr Profil daher stets aktuell.


Bei Xing gibt es eine Funktion, mit der Sie auf Knopfdruck aus Ihren Daten im Xing-Profil einen gut formatierten Lebenslauf erstellen können, der sich anschließend noch individuell anpassen lässt. Damit können Sie sehr viel Zeit sparen.

Mit einer Initiativbewerbung punkten

Bei Ihrem Wunschunternehmen sind gerade keine passenden Stellen ausgeschrieben? Dann werden Sie doch von sich aus aktiv und schicken eine Initiativbewerbung. Das ist eine Bewerbung, die nicht durch eine Stellenausschreibung angestoßen, sondern aus Eigeniniative erfolgt. Damit zeigen Sie, dass Sie die Dinge anpacken und Sie sich wirklich für den Betrieb interessieren. 

Der Vorteil von Initiativbewerbungen: Das Bewerberfeld ist klein und Sie punkten schon allein dadurch, dass Sie die Initiative ergriffen haben. Hinzu kommt, dass Sie Ihr individuelles Profil mit Ihren eigenen Stärken präsentieren können, ohne sich an einer engen Stellenausschreibung orientieren zu müssen, bei der die Verantwortlichen einen “Idealkandidaten” im Kopf hatten.

 

Lassen Sie sich nicht entmutigen, falls Sie nicht sofort eine positive Antwort erhalten. Häufig werden Initiativbewerbungen erst nach Wochen oder Monaten hervorgeholt, wenn eine passende Stelle im Unternehmen frei geworden ist. Wenn Sie vorab im Unternehmen anrufen und Ihre Bewerbung ankündigen oder sich eine Tage nach der Bewerbung freundlich erkundigen, ob diese angekommen sei, erhöhen Sie die Chancen, dass sie tatsächlich gelesen wird und nicht auf irgendeinem Schreibtisch liegen bleibt und untergeht. 

Bei Initiativbewerbungen ist es unumgänglich, sich besonders gründlich über das Unternehmen zu informieren. Sie bewerben sich zwar nicht auf eine Stellenausschreibung, aber doch auf eine bestimmte Stelle, deren Anforderungsprofil Sie sich erst erschließen müssen. Erkundigen Sie sich möglichst umfassend über die Dienstleistungen und Produkte, die Geschäftsfelder, Strategien und die Kultur des Unternehmens. Im Anschreiben sollten Sie nachvollziehbar darlegen, warum Sie sich für das Unternehmen begeistern und wie Sie ihm nutzen können. Ziel ist es, mit wenigen Sätzen Interesse zu wecken und in Erinnerung zu bleiben. Ausschweifende Erklärungen sind nicht gefragt. Alles Wichtige sagen und trotzdem kurz und knackig schreiben, das ist die Aufgabe, vor der Sie stehen. 

Ansonsten gelten für eine Initiativbewerbung dieselben Regeln wie für jede andere Bewerbung auch: Schicken Sie Lebenslauf und alle weiteren Unterlagen (Zeugnisse, Referenzen, Zertifikate etc.) per E-Mail (im PDF-Format). 
 

Zwei bis drei Wochen später können Sie zum Telefonhörer greifen und sich nach dem Status Ihrer Bewerbung erkundigen. Vermutlich werden Sie dann zu hören bekommen, dass Sie in den Karrierepool des Unternehmens aufgenommen wurden. Richten Sie sich darauf ein, dass es eine Weile dauern kann, bis Sie eine konkrete Antwort oder gar eine Einladung zu einem Vorstellungsgespräch bekommen. 

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Das Vorstellungsgespräch

Wenn Sie zum Vorstellungsgespräch eingeladen werden, haben Sie eine wichtige Hürde bereits genommen. Jetzt gilt es, im persönlichen Gespräch zu überzeugen. 
 

Gute Vorbereitung ist alles! Informieren Sie sich gründlich über das Unternehmen (Größe, Anzahl der Mitarbeiter*innen, Umsatz, Standorte, Produkte, Philosophie, Kundengruppen) und über die fragliche Stelle. Lesen Sie dafür nicht nur die Unternehmenswebsite, sondern suchen Sie im Internet nach Pressemeldungen und Berichten, um ein umfassendes Bild zu bekommen. Notieren Sie sich zwei bis drei Fragen, die Sie Ihrem Gegenüber im Gespräch stellen können. Wenn es zum Ende hin heißt „Haben Sie noch Fragen?“, dann sollte Ihnen etwas einfallen. Sinnvolle Fragen könnten zum Beispiel in Richtung Ihrer Entwicklungschancen im Unternehmen gehen (Weiterbildungsmöglichkeiten etc.) oder sich auf die interne Arbeitsorganisation beziehen (wie läuft die Zusammenarbeit, an wen wird berichtet etc.).
 

Versuchen Sie, möglichst professionell und gelassen aufzutreten. Noch wichtiger ist allerdings, dass Sie authentisch bleiben. Wenn Sie sehr nervös sind, können Sie das ruhig ansprechen – vor allem, wenn es sich sowieso nicht verbergen lässt, weil etwa Ihre Hände zittern. Es hilft sehr, ein typisches Vorstellungsgespräch vorher mit Freund*innen oder auch allein zu üben. Stellen Sie sich auch auf schwierige Fragen ein. Immer noch sehr beliebt sind zum Beispiel Fragan nach besonderen Erfolgen und Misserfolgen, nach persönlichen Stärken und Schwächen. Überlegen Sie vorher, was Sie darauf antworten können. Stehen Sie zu Ihrem Lebenslauf mit all seinen Umwegen und fangen Sie nicht an, sich zu rechtfertigen. Gehen Sie offen damit um, dass Sie Ihre Selbstständigkeit aufgegeben haben und erläutern Sie, was Sie während dieser Zeit gelernt haben. Es ist nichts falsch an Ihnen! 

Wenn Sie schon etwas älter sind, können Sie gegenüber jüngeren Mitbewerber*innen mit mehr Berufs- und Lebenserfahrung punkten. Ihre Routine kann Ihnen dabei helfen, auch in kritischen Situationen gelassen und souverän zu bleiben.

Bei einigen Arbeitgebern bestehen gewisse Vorbehalte gegenüber ehemaligen Selbstständigen und Freiberufler*innen, weil ihnen unterstellt wird, dass sie sich nicht mehr einfach in Hierarchien einfügen. Darauf sollten Sie sich einstellen. Treten Sie im Gespräch keinesfalls zu dominant auf. Am besten, Sie überlegen sich vorher drei wichtige Fähigkeiten (Erfahrungen), die bei der zu besetzenden Stelle gefragt sind, und wie Sie beispielhaft belegen können, dass Sie sie draufhaben. 
 

Heutzutage werden viele Vorstellungsgespräche online geführt. Sollte das bei Ihnen der Fall sein, machen Sie sich vorher mit der Technik vertraut. Üben Sie die Anwendung wenn möglich in einem Videocall mit Familie oder Freunden. Wählen Sie einen aufgeräumten, nicht allzu privaten Hintergrund und sorgen Sie dafür, dass Sie während des Gesprächs nicht gestört werden. Im Übrigen sollten Sie alles so machen, wie Sie es bei einem Vorstellungsgespräch vor Ort auch machen würden: Kleiden Sie sich ordentlich und der Stelle angemessen, seien Sie pünktlich und bereiten Sie sich vor.  

Gehaltsforderungen

Eine Frage im Vorstellungsgespräch, die viele Kandidat*innen ins Schwitzen bringt, ist die nach den Gehaltswünschen. Zunächst einmal sollte es Ihnen nicht peinlich sein, über Geld zu sprechen. Egal, wie motiviert Sie sind, es ist klar, dass Sie im Gegenzug für Ihre Arbeitsleistung ein faires Gehalt erwarten. 

Ihr bisheriges Einkommen aus der Selbstständigkeit ist allerdings kein Maßstab, den Sie zugrunde legen können. Vielmehr sollten Sie herausfinden, was in der Branche üblicherweise gezahlt wird. Hier ist eine sorgfältige Recherche im Vorfeld angeraten. Im Internet kursieren teils unrealistische und überzogene Zahlen. Verlässliche Quellen sind die Gehaltsübersicht der Bundesagentur für Arbeit, regionale Tarifverträge oder auch die Gehaltsvergleichsrechner auf gehalt.de, Glassdoor oder kununu. 

Letztlich ist es müßig, sich zu sorgen, ob Sie mit einem zu hohen Gehaltswunsch antreten. Sie können darauf vertrauen, dass Ihr Gegenüber auf sich aufpassen kann und Sie herunterverhandeln wird. Vorstellungsgespräche scheitern selten beim Thema Gehalt – es ist nur ein Aspekt unter  vielen.

Denken Sie auch daran, dass Geld nicht alles ist. Erkundigen Sie sich, was Ihr potenzieller Arbeitgeber Ihnen sonst noch bieten kann: flexible Arbeitszeiten, mobiles Arbeiten, ein Dienstfahrrad, Weiterbildungsmöglichkeiten oder Aufstiegschancen können ein Gehalt etwas unterhalb Ihrer Vorstellungen aufwiegen.

Was müssen Sie bei der Rückkehr in die Festanstellung beachten?

Wenn Sie sich entscheiden, Ihre Selbstständigkeit aufzugeben und Ihr Geld fortan mit einem festen Job zu verdienen, sollten Sie nicht vergessen, hinter sich aufzuräumen. Kündigen Sie alle Verträge, (Software-)Abos und Versicherungen, die Sie nicht mehr benötigen. 

Beantragen Sie beim Finanzamt, die Einkommensteuervorauszahlung auf null herabzusetzen, sobald Sie nicht mehr mit Einnahmen aus der Selbstständigkeit rechnen (die Einkommensteuer wird später von Ihrem Gehalt abgezogen – das ist nichts anderes als die Vorauszahlung bei Selbstständigen). Wenn Sie freiberuflich aktiv waren, genügt es, das Finanzamt über die Aufgabe dieser Tätigkeit zu informieren. Haben Sie ein Gewerbe angemeldet, ist das Gewerbeamt Ihre Anlaufstelle. 

Informieren Sie auch die Berufsgenossenschaft und die Krankenkasse über Ihre veränderte Situation. Wenn Sie privat krankenversichert und noch keine 55 Jahre alt sind, können Sie in die gesetzliche Krankenversicherung zurückkehren, solange Ihr Einkommen unter der Versicherungspflichtgrenze von 64.350 Euro (Stand 2022) bleibt. 

Vergessen Sie schließlich nicht, dass die gesetzlichen Aufbewahrungsfristen für bestimmte Belege auch nach der Betriebsaufgabe weiter gelten. Werfen Sie daher nicht alle Geschäftsunterlagen weg, sobald Sie Ihre Selbstständigkeit beenden.

Selbstständig oder angestellt? Auch beides ist möglich!

Selbstständigkeit oder Festanstellung – beides hat Vor- und Nachteile. In der Selbstständigkeit haben Sie sehr viel Verantwortung und tragen das volle unternehmerische Risiko. Dafür können Sie sich frei entfalten und Ihre Arbeitszeiten und -bedingungen selbst gestalten. Sie haben keine bezahlten Urlaubs- oder Feiertage, keinen Verdienst im Krankheitsfall und müssen mit unregelmäßigen Einnahmen rechnen. Aber im Gegenzug genießen Sie Ihre Unabhängigkeit und haben die Chance auf ein überdurchschnittliches Einkommen. 

Die Festanstellung punktet vorwiegend mit Berechenbarkeit und guter sozialer Absicherung. Sie können sich auf feste Einnahmen verlassen und sind in eine Belegschaft eingebunden. Dem steht gegenüber, dass Sie als Angestellte*r weisungsgebunden sind und begrenzte Entfaltungsmöglichkeiten haben. 

Allerdings sind die Gegensätze zwischen beiden Arbeitsformen längst nicht mehr so ausgeprägt, wie viele meinen. Auch ein Angestelltenverhältnis kann selbstbestimmtes Arbeiten, flexible Arbeitszeiten und Homeoffice bieten. Und auch als Selbstständige*r können Sie sich ein kollegiales Netzwerk aufbauen und müssen sich nicht als Einzelkämpfer*in behaupten.

Und da eine Entweder-oder-Entscheidung angesichts von flexiblen Arbeitsmodellen und individuellen Erwerbsbiografien gar nicht mehr erforderlich ist, ist vielleicht eine nebenberufliche Selbstständigkeit für Sie ein Weg, das Beste aus beiden Welten für sich herauszuholen. Dann können Sie über den festen Job ein regelmäßiges Einkommen erzielen, während Sie nebenberuflich Ihre Selbstständigkeit weiterentwickeln. 

 

In Folge 62 des Krise Chance Podcasts sprechen Marco Habschick und Berater Klaas Haken über die Chancen und Risiken der nebenberuflichen Selbstständigkeit. Klaas betont, dass Krankenkassen eigene Entscheidungen treffen, und empfiehlt, vor der Selbstständigkeit einen Experten für steuerliche Fragen zu konsultieren. Sein Tipp: Suchen Sie sich einen Festjob, der Ihre Fixkosten deckt, und betrachten Sie die Selbstständigkeit als zusätzliches Einkommen. Eine solche Herangehensweise macht das Modell solide und gut handhabbar.

 

Fazit

Die Rückkehr in ein festes Arbeitsverhältnis kann nach einer existenziellen Unternehmenskrise eine große Entlastung sein. Auch und gerade während eines Insolvenzverfahrens ist ein regelmäßiges Einkommen eine echte Erleichterung für viele ehemalige Selbstständige, deren Geschäftsidee zum Schluss einfach nicht mehr funktioniert hat. 

Sich nach langer Zeit um einen Job zu bewerben, ist aber auch eine Herausforderung. Wenn Sie über Jahre selbstständig waren, können Sie keinen klassischen Lebenslauf vorlegen. Ihnen fehlen Arbeitszeugnisse und vielleicht auch formale Weiterbildungszertifikate. Zudem müssen Sie Ihren neuen Arbeitgeber unter Umständen erst davon überzeugen, dass Sie weder eigenbrötlerisch noch dominant sind, wie gängige Vorurteile besagen, sondern sich in ein bestehendes Team integrieren und flexibel anpassen können. 

Machen Sie deutlich, dass Sie viele gefragte Fähigkeiten in der Selbstständigkeit erworben haben: Sie sind entscheidungsfreudig, kreativ, können selbstständig arbeiten, unternehmerisch denken und haben gelernt, sich in immer neue Aufgabenbereiche einzuarbeiten.

Wenn Sie Ihre Stärken in den Vordergrund stellen und mit Ihren Schwächen selbstkritisch und professionell umgehen, haben Sie gute Aussichten, Ihre Karriere in einem festen Arbeitsverhältnis fortzusetzen und nach der Unternehmenskrise einen erfolgreichen Neustart hinzulegen. Dabei sind mittlerweile auch Mischmodelle aus Teilzeit-Job und nebenberuflicher Selbstständigkeit gar nicht mehr selten.

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bhp